Mit den Bäumen sterben auch die Menschen Goldrausch und zerstörte Regenwälder im westlichen Neuguinea

Die Westhälfte der Insel Neuguinea wird von den Indonesiern als Irian Jaya bezeichnet, während viele Papuas ihre Heimat West-Papua nennen. Das Territorium war bis 1962 niederländische Kolonie und wurde dann ohne eine Volksabstimmung zu einem Teil Indonesiens erklärt. Die Einheimischen haben sich mit dieser Annexion nie abgefunden, und es kommt immer wieder zu friedlichen Protesten und einzelnen gewaltsamen Widerstandsaktionen. Die Welt erfährt davon wenig, denn Journalisten sind offiziell unerwünscht und eine Dreherlaubnis ist kaum zu erhalten. Deshalb gehört die Produktion von Michael Enger, der heimlich gedreht hat, zu den ganz wenigen Filmen, die ohne Zensur über die Realität der Unterdrückung und Umweltzerstörung in Irian Jaya/West-Papua berichten.
Im Mittelpunkt des Films stehen die Auswirkungen der Tätigkeit des Bergbauunternehmens Freeport-McMoRan, das seit über drei Jahrzehnten Gold und Kupfer in Irian Jaya gewinnt und über ein Konzessionsgebiet von der Größe Belgiens verfügt. Die Gold- und Kupferreserven, die noch abgebaut werden können, haben einen Wert von mindestens 50 Milliarden Dollar. Das Unternehmen ist der größte Steuerzahler Indonesiens, und entsprechend groß sind die Interessen des Konzerns und der indonesischen Regierung an der Fortführung der Aktivitäten.
Die Folgen der Bergbauaktivitäten werden aus der Perspektive der Papua dargestellt. Gleich in den ersten Einstellungen des Films wird das ganze Ausmaß der Zerstörungen sichtbar. Der Unterlauf eines Flusses, in den der Bergbaukonzern seine Abfälle schüttet, ist ökologisch weitgehend tot. Chemische Untersuchungen liegen nicht vor oder werden von Freeport unter Verschluss gehalten, aber die Bilder reichen aus, um einen Eindruck vom Ausmaß der Schäden zu vermitteln. Angesichts der Bilder ist es überzeugend, wenn vom „verzweifelten Kampf ums Überleben“ der einheimischen Bevölkerung gesprochen wird. Ein Einblick in die Geschichte Irian Jayas macht die bestehenden Konflikte zu verständlich, die aus der Abholzung der Urwälder und der zwangsweisen Migration von etwa einer halben Million Menschen aus Java und anderen dicht besiedelten indonesischen Inseln nach Irian Jaya resultieren.
Gezeigt wird vor allem das Leben in den Bergbaustädten, einer künstlichen Welt mitten im Urwald. Für die Papuas sind im Bergbau die Hilfsarbeiten reserviert. Sie haben von drei Jahrzehnten profitablem Gold- und Kupferabbau nur minimal profitiert.
Zu den ökologischen Folgen des Bergbaus kommt im Film eine Sprecherin der Umweltschutzorganisation WALHI zu Wort, die Umweltschutzmaßnahmen und direkte Verhandlungen von Freeport mit den Einheimischen fordert, in denen diese ernst genommen werden. Die Organisation steht unter dem Druck von indonesischer Verwaltung und Bergbaukonzern. Vor allem im zweiten Teil des Films kommen einheimische Papuas selbst zu Wort, darunter Mitglieder der Selbsthilfeorganisation LEMASA. Einer ihrer Sprecher nimmt Stellung zur Zerstörung von Natur und menschlichem Leben: „Wir fühlen uns von Freeport schlecht behandelt, ja, wir haben das Gefühl, von Freeport getötet zu werden, nicht direkt von Waffen, sondern auf eine moderne technologisierte Art und Weise.“
Es wird deutlich, wie die Verbindung von Umweltzerstörung und sozialer Ausgrenzung der Einheimischen dazu führt, dass sie sich wie Fremde im eigenen Land fühlen. Deshalb singen sie heimlich die Nationalhymne des unabhängigen West-Papua oder hissen die Flagge dieses Landes. Dem Filmteam gelang es, im Urwald ein Gespräch mit einem Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung OPM zu führen. Sie ist schlecht bewaffnet und den modern ausgerüsteten indonesischen Truppen weit unterlegen. Wie brutal die Bestrebungen nach Freiheit unterdrückt werden, schildert im Film eine Frau, deren Bruder von indonesischen Soldaten getötet wurde. Die Soldaten haben von der Ermordung ein Foto gemacht, dass die Frau ihnen abgekauft und in ihrer Hütte versteckt hat. Sie holt es für die Filmaufnahmen hervor, ein riskantes Verhalten angesichts der zu erwartenden Repressalien, aber gerade deshalb ein Zeichen für die verzweifelte Hoffnung vieler Menschen, dass die Weltöffentlichkeit endlich das Unrecht zur Kenntnis nehmen möge. Die Frau selbst ist wegen ihrer oppositionellen Haltung wochenlang vom Militär in einem Container gefangengehalten worden, einem Container, so betont sie, der der Firma Freeport gehört. Auch seien die Soldaten von dem Bergbaukonzern verpflegt worden.
Der Kampf für die Selbständigkeit und für die Bewahrung der Schöpfung wird dennoch weitergehen. Ein LEMASA-Vertreter stellt heraus: „Die Erde ist unsere Mutter.“ Deshalb sind der Kampf gegen einen Bergbaukonzern, der die Natur rücksichtslos zerstört, und der Kampf gegen die indonesischen Besetzer für diese Menschen nicht voneinander zu trennen, zumal Freeport und das indonesische Militär eng zusammenarbeiten. Die Regierung Indonesiens will weitere Urwaldgebiete für einen Staudamm und neue Bergbauvorhaben bereitstellen, um die heimische Wirtschaftskrise zu überwinden. Auch deutsche Konzerne sind an diesen Vorhaben beteiligt - Grund genug, sich näher mit den Konflikten in West-Papua zu beschäftigen.

aus: EZEF-Arbeitshilfe Nr. 138, Frank Kürschner-Pelkmann, Oktober 1998

Länder/Kontinente (inhaltlich): Asien, Indonesien, Papua-Neuguinea
Produktionsjahr1998
ProduktionslandDeutschland
Ziel-/Altersguppeab 16 Jahren
FormateVHS
Länge30 Minuten
BuchMichael Enger
RegieMichael Enger
KameraUwe Ahlborn
SchnittStephan Haase
ProduktionMichael Enger Film & Videoproduktion
GenreDokumentarfilm